Lyricon
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Anders


Aus dir wird nie
ein richtiges Menschlein,
hat man als Kind
 ihm oft gesagt.
Du könntest viel mehr,
wenn du nur wölltest.
Immer vergisst du alles,
zeigst nicht das nötige Interesse.
Dein Zappeln
und Dein Hineingerede stört.
Mit diesen bitt'ren Sätzen
immer wieder konfrontiert,
erhielt er als kleines Mäuschen
seine ersten Stempel.

Er spürt die Blicke
rings um sich herum,
welche
auf ihn gerichtet
Bände sprechen,
manchmal von Neid
und Boshaftigkeit durchsetzt,
manchmal einfach
auch nur
voller Unverständnis.
Er spürt ihre Gedanken
und dass sie sich fragen:
Was ist das nur für ein Mensch?

Er hat doch alles,
was das Leben
auszumachen scheint:
ein schönes Haus
und einen wunderbaren Garten.
Er geht täglich schaffen
findet Anerkennung
in Beruf und Wirken,
trinkt wenig
und nimmt auch keine Drogen.
Warum ist er dann
so unzufrieden
und getrieben?


Einmal will er alles
und sofort,
dann wieder scheint
nichts von der Hand zu gehen.
Er will die Anderen mitreisen,
doch erntet oft nur
Unverständnis und Fragen.
Er will verändern
und neue Wege einschlagen,
bekommt jedoch Probleme
statt Lösungen angeboten,
wird durch Bedenkenträger
und Abwäger
im Vorwärtsdrängen
und Wachsen ausgebremst.

 




Er spürt die eigenen Gefühle,
viel tiefer und stärker
scheinbar als Andere,
und zeigt sie auch spontan
in aller Öffentlichkeit,
ob es nun Liebe,
Lachen
oder Weinen ist.
Dabei spürt er das Befremden
über sein Handeln
bei den Menschen
um ihn her,
und liest auf ihren Gesichtern:
Das schickt sich nicht.

Er schenkt Anderen
Hilfe und Liebe,
kämpft für sie mit aller Kraft,
gibt jedes mal
sein ganzes Herzblut,
und geht dabei
bis an seine Grenzen.
Doch oftmals wird der gute Kern
nur ausgenutzt
und abfällig getreten.
Nur selten folgt
dem vielen Geben
auch einmal wahre Dankbarkeit.

Irgendwann im Leben
trifft er mit sehr viel Glück,
dann doch
auf einzelne Menschen,
die genau so
wie er selbst,
denken, fühlen,
reden, schweigen,
die ihre Gefühle auch so offen
und ganz spontan zeigen
und teilen,
die ganz wie er selbst
zu sein scheinen.


Dann kommt Schritt für Schritt
die Erkenntnis,
ja, wir sind wohl anders,
wir sind nicht
wie all' die Anderen
und wir fühlen
auch nicht so,
unser Leben
ist anders ausgerichtet,
und wir ticken
schon ganz richtig,
denn unser Wesen
wird nur in Frage gestellt,
weil wir so wenige
unter all' den Anderen sind.

 
a.m.





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Neufassung: 27.12.2011 / Erstentwurf der Urfassung am: 08.05.2009 Weiterblättern >>>

Einfach anders Anders  - Lyrik über das anders Andersein
a.m.


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