Sie ist wieder da
Den ganzen
Tag hatte es geregnet,
geöffnet des Himmels graue
Schleusen,
war ich gefangen in der Gedanken
Blues.
Doch plötzlich gegen Abend,
gerade die Laufkleidung angezogen,
rissen die Wolken auf am Berg.
Unter der roten Abendsonne
füllten sich die Batterien,
mein Weg hinauf zu des Berges Gipfel,
mehr ein Tanz als ein Lauf.
Schwebend über weichen
Wolkenbetten,
die nur noch der Täler Senken
überdeckten,
fühlte ich mich schwerelos.
Vollends von Euphorie überrollt,
war der Kopf endlich dafür frei,
sich ganz in die Pläne vertiefen
zu können.
Ich stürzte mich wieder in die
Arbeit,
begeistert und im Hyperfokus
gefesselt, wie meist,
wenn grauer Blues nicht zum
Tagträumen zwingt.
Türen und Fenster noch immer weit
offen,
obwohl die Luft doch schon empfindlich
kalt,
Besucher in der Einsiedelei eher nicht
zu erwarten waren.
Ringsherum brannten die Kerzen,
wie in mir von Neuem das Feuer voll
entfacht,
ein Vulkan, der wieder erwachte.
Alles Störende vollends
ausgeblendet,
ging das Konstruieren so leicht von
der Hand,
wie seit Tagen schon nicht mehr.
Dann plötzlich wieder so ein
Schatten über mir,
fast lautloser Flügelschlag in
der Luft,
Erinnerung an eine nächtliche
Besucherin weckend.
Ein ungläubig staunender Blick
zur Decke:
Ja, sie ist wieder da,
drehte in der hell erleuchteten
Hütte erneut ihre Runden.
War ihr letztes Erscheinen genauso
überraschend,
wie dann nach dem Flug ihr
plötzliches Verschwinden,
blieb sie länger heute bei mir.
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Über der Tür auf der Stelle
schwebend,
schien ihr scheuer Blick mit mir zu
flirten,
mich zum gemeinsamen Tanze
aufzufordern.
Ich konnte mich nicht entziehen,
es war so selbstverständlich
überrollend,
gemeinsam hier mit ihr im Reigen
aufzugehen.
Sekunden, Minuten oder Stunden
vergingen,
ich kann die Dauer unseres Fluges
nicht beziffern,
wie relativ die Zeit doch manchmal
ist.
Irgendwann sie dann im Dunklen wieder
verschwand,
noch einmal winkend mit den
Flügeln,
ich sah ihr lange nach.
Der Nachthimmel war wieder von Wolken
verhangen
im sanftem Nieselregen kein Stern zu
sehen,
doch ich fühlte mich unendlich
frei.
Als ich irgendwann das Licht dann
löschte,
um noch zwei drei Stunden zu
schlummern,
grüßten draußen schon
die Vorboten des neuen Tag.
Der Schlaf ganz schnell mich
übermannte,
mit ihm kam auch wieder sie,
mich durch meine Träume zu
begleiten.
Hoffnung, Sehnsucht und Verlangen
weckend,
lachend tanzend schwebten unter den
Sternen wir dahin,
bis die ersten Sonnenstrahlen mich
weckten.
Obwohl nur kurz geschlafen
sprang ich munter aus meinem Bett,
brennend vor Lebensfreude.
Als ob der Himmel es spüren
könnte,
das Wetter vollends umgeschlagen
hatte,
glühte die Sonne bereits am
Morgen auch mit ganzer Kraft.
Alle Türen und Fenster
aufgerissen,
die Wärme aufsaugend wie ein
Verdurstender das Wasser,
sprang ich lustig durch die
Hütte.
Sie war wieder da und die Sonne
scheint,
darauf hoffend dass sie immer wieder
kommt,
flieg auch ich mit offenen Schwingen
hinaus.
a.m.
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