Lyricon
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Winterstille


Die Vögel sind längst weggezogen,
ganz Weit nach Süden in wärmere Gefilde.
Nur wenige sind geblieben
und suchen müssig sich das täglich Futter.
Kein morgendliches Piepsen,
kein aufgeregtes Schnattern,
unter grauem Wolkenhimmel
verstummt das ganze Land,
als würde es die Kälte eines Sterben fühlen.

Alles ringsum von Schnee
ganz und gar
in ach so sauberes Weiß getaucht,
die Wiesen und die Bäume
bedeckt von stiller schwerer Last,
die sie am Wachsen hindert,
am Erblühen und entfalten,
aber sie auch schützt
vor dem Erfrieren.

Der See fest zugefrohren,
bedeckt von einer starren Schicht
aus klarem Eis,
gleich eines Sarges gläsernem Deckel,
und doch kein Sarg,
die Fische haben tief sich zurückgezogen,
und schlafen statt zu schwimmen,
statt sich zu paaren sind sie in ihrem Traum gefangen,
geschützt jedoch vor dem bitteren Frost.
 




Der Bär in seiner Höhle liegt,
als wäre er schon tot,
und doch schläft er nur.
Nichts ist zu spüren von seiner großen Kraft,
von seinem wilden ungestümen Wesen,
gefangen in einem tiefen Schlaf,
wartet er auf des Frühlings erste warme Strahlen,
wenn er sich eine Bärin sucht
und wieder richtig leben kann.

Kein Leben ist zu spüren.
Alles wirkt so still.
Nur Eisblumen gar wunderschön erblühen
auf kaltem Glas.
Nur Eiszapfen immer schneller wachsen
an den Dächern in tristes grau getauchter Häuser,
doch das ist kein Leben,
auch wenn sie wachsen
und wunderschön sind anzuschauen.

Das wahre Leben aber schickt sich ganz allmählich an,
wieder die Oberhand zu erlangen,
denn auch wenn alles tot zu sein scheint,
es ist nicht tot,
will wieder leben,
die Fesseln sprengen,
sich paaren und auch lieben,
wachsen und zu neuen Ufern aufbrechen,
sich entfalten und gedeien.

 

a.m.






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13.04.2009 Weiterblättern >>>

Mysterien der Natur - Lyrik für den anderen Blick auf das, was uns umgibt
a.m.