Der Wolf
und die Wölfin
Ein großer
starker Wolf
streift einsam und hungrig
durch die tief verschneiten Wälder.
Deutlich hebt sein schwarzes dickes
Fell
sich ab, vom Weiß
auf dem Boden und den Büschen.
Im Revier seines alten großen Rudels,
das lange ihm die Heimat schien,
war er zur Konkurrenz geworden.
Er war zu stark und stolz,
zu wild und ungestüm,
sich ein- und unterzuordnen.
Nun läuft er seit Tagen
auf der Suche nach Nahrung,
nach einem neuen Revier.
Zwar ist er frei jetzt,
doch der Preis dafür scheint fast zu
hoch,
er ist auf sich gestellt und ganz
allein.
Auf einem kleinen Hügel
verweilt er kurz,
streckt seine Schnauze in die Luft.
Was sind das für wundersame Düfte,
die da umspielen seine Nase,
so verlockend und vertraut?
Nicht weit entfernt von ihm,
lagert eine fremde Wölfin,
erschöpft von langem Marsch.
Auch sie war zum Störfaktor geworden,
zu unangepasst und stolz,
zu wild und ungestüm.
Geschützt in einer Kuhle liegend,
die kleinen Ohren gespitzt,
lauscht sie in den Wald hinein.
Was ist das für stolzes Heulen,
dass so tief in ihr Inneres dringt
so schutzanbietend und vertraut?
Beide sind nun auf den Beinen,
der Hunger scheint vergessen,
ein unbekanntes Beben sie durchfährt.
Sie laufen langsam zögernd
und doch von ihrem Inneren getrieben
unaufhörlich aufeinander zu.
Noch vorsichtig voneinander getrennt,
ein Zittern in den Beinen,
stehen sich nun Auge in Auge
gegenüber.
Dem ersten scheuen Beschnuppern,
nur mit den Nasenspitzen,
folgt bald ein ausgelassenes wildes
Spiel.
Sie haben sich gefunden,
als wäre es so vorbestimmt,
sie sind sich wundersam vertraut.
Die Einsamkeit ist nun vorbei,
nichts scheint sie mehr trennen zu
können,
es sei denn der Tod.
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Aus diesem
ersten wilden Spielen
wächst eine tiefe Nähe zwischen
Beiden.
Und wie diese alle Kälte aus ihren
Herzen vertreibt,
gewinnt auch die Märzsonne an Kraft,
schmilzt weg den Schnee,
vertreibt den Frost.
Alles rings herum schöpft neue Kraft,
die Knospen fangen an zu platzen
und die ersten Blumen blühen.
Und auch die beiden Wölfe spüren etwas
ganz Neues, tief in sich,
wenn sich ihre Blicke treffen.
Und am Ende eines wunderschönen Tages,
voller herum Getolle,
brennt in Beiden heiß die Glut.
Während sie sich eng aneinander
schmiegen,
er mit seiner Schnauze sie ganz
zärtlich leckt,
versinkt der rote Ball der Sonne sanft
im Wald.
Bald erwidert sie sein zartes Werben,
sein sanftes Lecken und auch Beißen,
spürt in sich heißes Glühen.
Ihr Spiel wird immer wilder,
bis sie dem inneren Rufen folgend,
sich auf den Bauch legt.
Nur kurz noch zögert er,
den einladenden Anblick liebevoll
genießend,
bis er sich langsam auf sie schiebt.
Sie spürt die Stärke und die Glut in
sich,
da gibt es kein Halten mehr,
in wildem Reigen zeugen Beide neues
Leben nun.
Später liegen sie zärtlich
beieinander,
nichts ist mehr wie vorher,
die starken Wölfe sind nun ganz weich.
Sie fühlen eine tiefe Liebe,
während sich gegenseitig Wärme
spendend,
ihre Leiber aneinander schmiegen.
Gute zwei Monate sind seitdem
vergangen,
sie haben eine Höhle gefunden,
sie wohnlich hergerichtet.
Die Wölfin ist dick geworden und
träge,
in ihrem Bauch hört sie es pochen,
die Früchte ihre Liebe.
Schließlich bleibt sie immer öfter im
Heim zurück
während er alleine auszieht,
für beide Nahrung zu beschaffen.
Als er eines Morgens dann zurück zum
Lager kommt
blickt er in ganz besonders frohe
Augen
und auf eine kleine Kinderschaar.
Von einem Hügel mit Blick auf ihre
süssen Kinder,
stoßen beide vereint in freudigem
Geheul,
ihr Glück in diese wunderbare Welt,
die endlich auch die Ihre ist,
die sie nun endgültig mit allem
versöhnt,
worunter sie dereinst so sehr
gelitten.
a.m.
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