Herbstanfangsmelancholie
Heiß
waren die letzten Wochen,
alles stand in voller Lebenskraft,
Sommerblumen in farbenfroher
Blüte,
reife süße Beeren an den
Sträuchern,
braun gebrannte Körper in der
Sonne glänzten,
Feuer in den Nächten brannte.
Doch die Vögel nun sich sammeln,
dem Sommer nachzureisen.
Um die Giebel Schwalbenschaaren,
laut von ihrem Gehen künden,
auch die Dohlen um der Berge Gipfel
in immer größeren Gruppen
sich zum Abflug rüsten.
Kleiner Vogel vor seiner Hütte,
der du ihm die letzten Wochen so
versüßtest,
auch du bist nun davon geflogen.
Wie gern hätt' er dich gehalten,
doch du bist ein Geschöpf des
Sommers,
hier aber wird es wohl bald Herbst.
Irgendwie scheint sonst alles
unverändert:
Die Blätter sich noch nicht
färben,
die Sonne müht sich weiter,
Berg und Tal mit warmen Licht zu
überfluten,
doch immer greifbarer wird die Stille,
mit jedem Vogel, der von Dannen zieht.
Ein letztes großes Feuer nun
entzündet,
allein sitzend davor auf jener Bank,
wo er so ein Hochgefühl erleben
durfte.
Noch einmal schaut er fragend zu den
Sternen:
Sollte auch er seine Koffer packen,
oder hier allein auf den Frühling
warten?
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Müde schließt er seine
Augen,
noch grübelnd und nachsinnend,
bis sanfter Traum endlich ihn erfasst.
Er sieht den kleinen Vogel fliegen,
in der warmen Sonne des Südens
sein junges Leben voll genießen.
Plötzlich muss er schmunzeln.
Was kann es denn Schöneres geben,
als wenn es gut geht dem,
den man lieb gewonnen hat?
Fliege frei und hoch du junger Vogel,
wo immer du auch bist.
Warum sollte er traurig den Herbst
erwarten,
wenn doch das Glück des Sommers,
tief in ihm einen Platz gefunden,
von dem er zehren sollte können,
bis der Winter wieder geht,
die Vögel frohe Kunde bringend
wiederkehren?
Das Feuer ist niedergebrannt,
doch Freude hat ihn nun erfasst.
Er breitet seine Arme aus,
genießt den kühler
werdenden Wind,
flüstert dankbar leise zu den
Sternen:
Grüßt den kleinen Vogel
lieb von mir.
a.m.
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