Die Rast
Nach langem
Weg bergauf,
gesetzt auf kahles Felsgestein,
die Brotzeit ausgepackt,
um neue Kraft zu tanken.
Sein Blick auf eine junge Blüte
fällt,
so herrlich anzusehen,
wie sie in sattem Blau
vom Kalksteinfelsen ab sich hebt.
Ganz still ist es,
als sie sich zögernd öffnet
im hellen Sonnenschein,
ganz ganz langsam ihm.
Gebannt sein Blick auf diese
Schöne,
so jung noch mag sie sein,
doch fesselnd ist der Anblick,
euphorisch das dabei empfundene
Gefühl.
Sanft streicht er über ihre
Blätter
am liebsten würd' er sie mit sich
nehmen,
doch würde sie dies Tun,
aus ihrem jungen Leben reisen.
Vielleicht könnt er
genießen,
ein paar Augenblicke ihres vollen
Erblüh'n,
doch spricht zuviel dagegen,
weil sie wohl viel zu früh bei
ihm verwelkte.
So spricht er lieber leis,
als könnte sie ihn verstehen,
schildert ihr mit weichen Worten,
was er gerade fühlt.
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Dann schiebt
sich eine große Wolke,
vor der Sonne warmen Schein,
langsam verschließt die
Blüte wieder sich,
Wehmut ihn beschleicht.
Noch lange seine Augen auf ihr ruhen,
noch immer redet er mit ihr,
scheinbar endloser Wörterfluss,
ein letztes Streicheln und ein letzter
Kuss.
Traurigkeit und Freude -
gemischt sind die Gefühle,
als er sich wieder rüstet,
den Berg weiter hinauf zu steigen.
Doch mit den ersten Schritten,
merkt er, was sie bewirkte,
frei nun seine Seele fliegt,
als wäre er so jung wie sie.
Immer wieder Blick zurück,
noch einmal ein Bild von ihr zu
erhaschen,
dann ein letztes Winken,
als der Weg sich biegt.
Frei schreitet er voran,
spürt jede Menge neue Kraft in
ihm erwachen,
tief in seinem Inneren jedoch,
fühlt er nun warme Dankbarkeit.
Er weiß zwar nicht,
ob und wie oft er sie wird
wiedersehen,
in seinem Herzen aber,
hat sie für immer einen Platz
gefunden.
a.m.
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