Lyricon
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Der Fremde auf der Bank


Der Nachthimmel ist erleuchtet
von vollen Mondes Schein,
die Sterne sind teils verdeckt,
hinter einer Wölkchenformation,

Ich sehe einen Mann,
auf einer Bank vor einer Hütte,
niemand scheint weit und breit zu sein,
als ich zu ihm schreite.

Doch mit meinem näher Kommen,
vermeine ich zu sehen,
statt Selbstmitleid oder Langeweile,
ein Lächeln auf seinem Gesicht.

Er blickt zu mir,
lädt zum Verweilen ein,
als lese er meine stumme Frage
fängt er zu erzählen an.
*
Als Bub sei er recht wild gewesen,
doch gleichzeitig auch schüchtern,
hin und her gerissen,
zwischen den Extremen.

So manches habe er kompensiert,
mit Alkohol und Zigaretten,
gespielter Lockerheit
aber oft auch nur als Clown.

Masken zu seinem Begleiter wurden,
je mehr er habe gespürt,
dass er zwar meist im Mittelpunkt
dabei jedoch daneben stand.

Für Andere gehörte er wohl dazu,
mitunter führte er sogar,
doch wirkliche Zugehörigkeit zu Anderen
er selbst so gut wie nie empfand.

Dann kam die Zeit
der ersten glühenden Verliebtsein,
doch sei deren Halbwertszeit,
für ihn erschreckend kurz gewesen.

Man sage ihm nach,
er habe sich ausgetobt,
doch kaum jemand habe wirklich begriffen
warum er damals nie bei Einer länger blieb.

Irgendwann dann doch im Hafen
einer guten Ehe fest verankert,
innere Unruhe ihn trotz Anker,
immer weiter zu neuen Ufern trieb.



 




Stetig neue Ziele,
keine Herausforderung gescheut,
von krankem Ergeiz angetrieben,
süchtig nach fremder Bestätigung.

Die Leute um ihn wurden immer älter
den Jahren nach natürlich auch er,
doch im Inneren wuchs die Distanz
denn dort wäre er jung geblieben.

Er wuchs und heilte
im Reigen seines wilden Lebens,
längst kein Suchen mehr
nach fremder Bestätigung oder Meinung.

Er habe zu innerem Frieden gefunden,
als er damit begann,
sich selbst und sein Handeln
nur noch an eigenen Werten zu messen.

Noch immer sei er wild
aber dennoch auch schüchtern,
stets getrieben und impulsiv,
doch stehe er heute bewusst dazu.

Noch immer trage er sie,
die Masken und Fassaden
zum Selbstschutz vor Unverständnis
seines Andersseins.
*
Der Fremde schweigt für einige Minuten.
Da tritt eine junge Frau aus der Hütte,
blickt ihn an voll Liebe
und spricht dann leis' zu mir.
`*
Die Wenigen jedoch,
die er hinter die Fassaden blicken lässt,
und die das Gesehene verstehen,
bleiben meist lebenslang mit ihm verbunden.
`*
Dann nimmt sie seine Hand,
nickt mir noch freundlich zu,
bevor sie an seiner Seite
ins Dunkel der Nacht entschwindet.
*
Warum erzählte er mir dies,
einem völlig Fremden?
Warum lächelte er immerzu,
obwohl doch manches recht traurig klang?

Die Geschichte wird mich lange noch begleiten
manches kommt mir vor,
wie ein Spiegel meines eignen Lebens,
und jetzt lächle auch ich.


a.m.





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Erstentwurf am: 11.08.2011 Weiterblättern >>>

Einfach anders Anders  - Lyrik über das anders Andersein
a.m.


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