Die Flut
Eingemauert
unter Stein und Fels,
da lag sie tief im Grabe,
seine Seele,
sorgfältig abgeschirmt,
unverletzbar und doch fast schon tot.
Die Luft war dünn,
es fehlte ihr an Licht
und meistens auch an Wärme.
Doch niemanden lies er an sie heran,
sie ja nicht zu verletzen.
Da kam die große Flut,
riß alles weg,
was ihr im Wege stand,
auch seine Mauern,
Fels, Gestein und Sand.
Jetzt liegt die Seele frei und offen,
verletzlich ohne jeden Wall.
Rauhe Winde zausen nun an Ihr,
es trifft sie hart der Hagel und der
Regen,
manch schmerzvoller Stich tut weh!
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Seine Seele
atmet wieder tief und frei,
die Lungen füllen sich mit frischer
Luft.
sie blüht auf in wohl'ger Wärme,
entfaltet sich zum Licht,
zu einem neuem Leben.
Ja, nun lebt sie, seine Seele
ist nicht mehr kalt
sie glüht und kämpft
will Mauern nimmermehr
auch wenn sie dabei vielleicht
untergeht.
Ein Leben in der Sonne Licht
so kurz es seien mag,
ist trotz der Gefahren, Schmerzen und
auch Plagen
unendlich schöner
als hinter dunklen Schanzen.
Drum hält er die Mauerer fern,
dass sie nicht wieder bauen ihr ein
Grab,
schon lange, bevor sie gestorben ist.
Sie soll leiden und geniesen
offen für alles sein.
Sie soll leben, auch wenn es
vielleicht nicht lange ist!
a.m.
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