Ungewohnte
Entscheidungen
Vor einer
äußerlich recht monotonen Wohnanlage
fein brav angestrichen,
mit Balkönchen und viel Symetrie
sieht er Ihr Auto steh'n.
Er kannte nur den Straßennahmen
und den ungefähren Ort.
Trotzdem ist er losgefahren,
von Neugier erfaßt.
.
Es drängte ihn,
zu Ihr,
zu sehen,
wie Sie wohnt.
Nun hat er Sie gefunden,
doch was soll er jetzt tun?
Sie will noch fort,
ist fast schon unterwegs!
Ein Tosen geht durch seinen Magen,
soll er trotzdem zu Ihr gehen,
ist es nur Ausrede oder gar Vernunft
ist es Versuchung oder Gegebenheit.
Seit Jahren steht er im Leben seinen
Mann
seine Entscheidungen sind
meistens soverän.
Er weißs fast immer, wo es langgeht,
sagt er sich.
Doch hier ist er auf Neuland
füer ihn völlig ungewohnt und
unbekannt.
Keine eingefahrenen Wege,
kein Hinweis ist zur Hand.
War es Vernunft von Ihr,
Ihn nicht zu empfangen?
War es nur Angst,
vor viel zu tiefem Gefühl?
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War es
tatsächlich so,
daß Sie gleich wegzugeh'n gedachte?
Bedrängte er zu stark,
wenn er trotzdem zu Ihr ging?
Fragen, Fragen,
für die er keine klare Antwort fand.
Er drehte sich im Kreise
und ihm ward heiß und kalt zugleich.
Während er sein Auto wieder startet,
ohne Sie zuvor zu seh'n,
quäult fragend er sich,
ob dies ein Fehler sei!
Erwartet Sie,
daß er ein Nein auch mal
überschreitet,
hofft Sie,
er tut trotzdem den ersten Schritt?
Oder ist Sie verärgert,
wenn er die Absage nicht akzeptiert?
Glaubt Sie dann,
daß er schon jetzt nur seine Wünsche
sieht?
Er überlegt,
die Absage muß er wohl akzeptieren.
Sicher wird Sie ihn schon noch einmal
zu sich laden.
Oder nicht?
Und während er ganz aufgewühlt nach
Hause fährt
hofft er ganz sehr darauf,
daß er das Richtige hat getan,
daß nicht Vernunft allein der Grunde
Ihres Handeln's war.
Er hofft,
Sie möge sich bald melden,
ihn erlösen von dem Berg der Fragen,
für die er keine Antwort weiß.
a.m.
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