Eine ganz
„untypische“ Familienfeier
Es ist
soweit,
man trifft sich wieder,
Omas, Opas, Onkel, Tanten,
Kinder, Eltern,
Neffen und Cousinen,
bestehende Differenzen verbergend,
herzlich sich begrüßend.
Man füllt die Mägen,
leert die Gläser,
mehr als sonst,
vielleicht auch mehr als nötig,
bis dann die Gespräche
über dies und das
langsam Oberhand gewinnen.
Anfangs geht es meist
noch um den Anlass der Zusammenkunft,
das Geburtstagskind
oder den Schulanfänger,
das Hochzeitspaar
oder den Verstorbenenen,
bis man das Thema wechselt.
Urlaubsberichte zum Anknüpfen
trefflich geeignet scheinen.
Oft anfangs ausdrücklich
hervorgehoben,
wie schön die teure Zeit gewesen
ist,
um dann ausführlich zu berichten,
was dabei so alles
grauenhaft und belastend war.
Krankheit ist auch etwas
wo alle Erfahrung haben,
darum wird auch irgendwann,
dies die Gespräche bestimmen.
Ein jeder seinen Beitrag bringt,
wie schwer betroffen er doch sei,
von irgend einem Leiden.
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Doch da sie
alle noch leben
scheint auch Krankheit irgendwann
erschöpfend durchgesprochen.
Um an das Leiden aber
anzuknüpfen,
wechselt schnell man dann zudem,
was auch für Kummer sorgt:
zur großen Politik.
Das ist endlich etwas für die
Gemüter
hier kann man schimpfen
ungehemmt und scheinbar wissend
mit dem Finger zeigen,
Schuld anderen zuweisen,
den nach Schmerz sich verzehrenden
kleinen Teufel in sich bedienen.
Doch jeder schöne Abend
neigt sich irgendwann zum Ende,
die Stunde des Abschieds kommt.
Sich wieder gegenseitig herzend,
den wunderbaren Tage lobend,
glücklich und zufrieden
jeder sich auf den Heimweg macht.
Tags darauf Telefone heiß sich
klingeln,
Gesprächsstoff ist genügend
da,
wie hat sich Jener oder Jene,
nur wieder aufgeführt.
Alten Differenzen fröhnend,
über Andere redend,
man zum Alltag ist zurück
gekehrt.
a.m.
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