Der
Schmetterling
Ein kleiner
Schmetterling,
gar farbenfroh und scheinbar
unbeschwert,
im warmen Sonnenschein
durch die Lüfte fliegt.
Es scheint kaum vorstellbar,
dass dieses Meisterstück der Schöpfung
an Leichtigkeit und Farbe,
dereinst eine fette Raupe war.
Der Schmetterling sich nieder setzt,
auf dem Ast eines Baumes,
zu dessen Füßen gedankenversunken
ein Wanderer liegt.
Sinnierend stellt dieser sich vor,
das Raupenstadium wäre,
wie die Phase nach der Zeugung,
die Zeit im Mutterbauch.
Geist und Seele,
noch schwach und unvollkommen,
eingerollt in der Mutter Leib,
sich von deren Saft ernährend,
wie eine grüne Raupe,
eingewickelt in einem Blatt,
geschützt durch dieses,
gleichzeitig von ihm zehrend.
So wie Raupe im Wachsen
einen Kokon um sich spinnt,
um weiter reifen zu können,
Geist und Seele womöglich zunächst
einen Körper brauchen,
indem sie wachsen und gedeihen,
sich individuell entwickeln können.
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Wenn des
Menschens Hülle
irgendwann verschlissen ist,
nach langer Zeit fleißigem Dienen,
sich zur letzten Ruhe bettet,
auch Geist und Seele vielleicht,
gleich einem Schmetterling,
aus seinem Kokon und Larvenkörper,
als Paar gereift den Körper verlassen.
Ein warmes Gefühl nun,
der Wanderer im Bauch empfindet,
bei dem Gedanken,
dass mit dem Sterben seines Körpers
nicht alles zu Ende sei,
Geist und Seele gemeinsam,
gleich dem Schmetterling,
in höhere Sphären steigen könnten.
Der Schmetterling bewegt die Flügel,
erhebt sich wieder in die Luft,
setzt fort seinen Höhenflug.
Auch der Wanderer seinen Stock
ergreifend,
sich auf seine Füße stellt,
von diesen Gedanken beflügelt,
seinen Blick dem Schmetterling folgen
lassend,
wieder rüstig vorwärts schreitet.
a.m.
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